Benediktbeuern im Laufe der Jahrhunderte

Frühzeit

Vor ca. 2 Mio. Jahren war das Ur-Lainbachtal mehrmals unter einem gewaltigen Eispanzer begraben, wovon noch heute der ca. 135 Tonnen schwere Findling nahe der Kohlstatt-Alm zeugt. 

Um ca. 5000 v. Chr. werden die Alpen besiedelt.

Um ca. 1300 – 800 v. Chr. werden in der späten Bronzezeit erstmals Pfade für Fußgänger und Saumtiere über den Kesselberg erwähnt.

Ca. 1200 v. Chr. werden in unserer Gegend die ersten Spuren einer menschlichen Besiedelung nachgewiesen. Auf den großen Felsen vor Altjoch am Südufer des Kochelsees gab es die Befestigungsanlage der „großen und kleinen Birg“. 

Ca. 500 n. Chr. beginnt der Rückzug der römischen Truppen aus den nördlichen Ländern. 

Auf ca. 530 – 720 n. Chr. wird ein frühbajuwarisches Gräberfeld datiert, das bei archäologischen Ausgrabungen anlässlich des Ausbaues der B 472 bei Sindelsdorf entdeckt wird.

700

Bereits in vorgeschichtlicher Zeit führte ein Saumpfad über den späteren Ort Benediktbeuern, den Kesselberg und Walchensee nach Tirol.

Nach den neuesten Erkenntnissen liegt die frühkarolingische Gründung des Klosters Benediktbeuern unter dem Namen „Buron“ im dritten Viertel dieses Jahrhunderts. Ein genaueres Gründungsdatum ist bis heute leider nicht nachweisbar.

Diese Klostergründung war wichtig zur Erschließung des unteren Loisachraumes und zur strategischen und politischen Festigung nach Süden.

Als Hinweis auf den schon damals bestehenden Pilgerweg wird die erste Kirche als Jakobskirche dokumentiert.

Als erster Abt wird in dieser Zeit nachweislich Lantfried genannt.

Ein im Tresor der Pfarrei befindliches Siegel des Papstes Hadrian I. (772 - 795) ist eines der ältesten Dokumente der Verbindung zwischen Benediktbeuern und Rom.

800

Karl der Große schenkt um das Jahr 800 als Reliquie die Speiche des rechten Unterarmes des Hl. Benedikt dem Kloster Buron.

Daraufhin wurde in den nächsten Jahren der Name des Klosters Buron in „Benedicti Burin“ geändert. Damit sollte das Kloster neben Monte Cassino und Benoit sur Loire zu einer der wichtigsten Wallfahrtsorte des Patrons Europas werden.

Um 800 wurde das Klosterland kirchlich mit dem Bistum Augsburg vereinigt - und ist es bis heute.

900

Aus den Jahren 950/55 stammt ein Bericht über die Grabstätte der Gründeräbte Lantfried, Waldram und Eliland aus dem Adelsgeschlecht der Huosi.

Die Zerstörung des Klosters durch die Ungarn im Jahr 955 und die darauf folgende völlige Verödung brachte an diesem Ort den Untergang des benediktinischen Mönchtums – dadurch endete die erste Blütezeit.

Aber im gleichen Jahr 955 konnten die angreifenden ungarischen Horden bei der Schlacht auf dem Lechfeld besiegt werden.

1000

Um das Jahr 1009 stammt ein Nachweis einer Marienkirche, die außerhalb des Klosters im derzeitigen Pfarrfriedhof stand.

1031 wird das Kloster nach den Ungarnstürmen durch Mönche vom Kloster Tegernsee im benediktinischen Sinne neu besiedelt.

1041 restituiert Heinrich III. die im 10. Jahrhundert entfremdeten kostbaren Weingüter des Klosters Benediktbeuern in Südtirol.

1048 zwang eine Hungersnot Menschen auch aus dem Klostergebiet Laingruben zum Aufbruch über die Berge in die Lessinische Hochebene. Sie besiedelten das heutige Grenzgebiet der drei in Norditalien aneinanderstoßenden Provinzen Vicenza, Verona und Trento. Sie werden als die 7 und 13 Gemeinden der „Zimbern“ bezeichnet.
Zur dortigen zimbrisch-stämmigen Bevölkerung bestehen heute wieder Kontakte.

In der Mitte dieses Jahrhunderts gelangten Reliquien der Hl. Anastasia, insbesondere das Anastasiahaupt, von Verona ins Kloster Benedicto Buranum. Seit dieser Zeit wird die Hl. Anastasia zur Hilfe bei Kopf- und Nervenleiden angerufen.
Den höchsten Ruhm erlangte die Märtyrin am 28./29. Januar 1704 im Spanischen Erbfolgekrieg. Ihrer Fürsprache schrieb man die Rettung des Klosters.

In diesem Jahrhundert verdrängte das Patrozinium „St. Benedikt“ das bis dahin bestehende Patrozinium „St. Jakob“.

1100

In diesem Jahrhundert beginnt durch das Kloster die Rodung und Besiedelung des Tales der Jachenau und der unwirtlichen Gegend rund um den Walchensee.

1150 tauscht das Kloster ein wertvolles Messbuch gegen einen Weinberg in Südtirol.

Im Jahr 1160 wird die weltliche Siedlung neben dem Kloster erstmals urkundlich unter dem Namen Laingreb erwähnt. Diese Siedlung bestand damals aus 21 Gehöften.

1200

1248 wird das Kloster durch einen Großbrand vernichtet.

1250 umfasst die Klosterbibliothek 250 Handschriften, darunter die „Carmina Burana“ (gesammelte Lieder aus Benediktbeuern, die aber nicht hier entstanden sind).

1273 fand im Kloster Benediktbeuern die erste Feier des Fronleichnamsfestes von ganz Süddeutschland statt.

1288 stürzt die damalige Klosterkirche ein.

1291 erfolgte die Weihe der ersten Jakobskirche in Walchensee.

1295 wird der damalige Übergang des Kesselberges als Säumer- und Saumtiersteig beschrieben.

1300

1330 bekräftigt der Kaiser die freie Gerichtsbarkeit des Klosters über Leute und Gut und nachfolgender genauer Beschreibung des Territoriums mit den genauen Grenzen.

Die wirtschaftlichen Aktivitäten des Klosters in der Mitte dieses Jahrhunderts zielten auf eine Arrondierung des Landbesitzes, auf Förderung des Weinbaues und den Erwerb von Weingütern im Etschland.

1378 brannte der gemeinsame Wohn- und Schlafraum und der Getreidespeicher des Klosters ab. Zusätzlich vernichtete ein Unwetter die gesamte Ernte.

1400

Ca. 1450 erfand Johannes Gutenberg die Buchdruckkunst mit beweglichen Lettern. Er gehörte damals zu den genialsten Männern seiner Zeit und ermöglichte dadurch der Wissenschaft und breiteren Bevölkerungsschichten erhebliche Bildungsmöglichkeiten.

Ca. 1450 bis 1664 dauerten die Türkenkriege.

1480 wird die Laingruber Taferne (der heutige Gasthof „Zur Post“) erstmals als Etappen- und Übernachtungsziel für Waren transportierende Fuhrwerke erwähnt. Das nächste Etappenziel war dann Walchensee.

1490 brennt das Kloster und die ehemalige Marienkirche (damals im derzeitigen Friedhof der Pfarrei) vollkommen ab.

1492 Europa entdeckt die Welt. Christoph Columbus entdeckt Amerika.

1492 – 1495 wird die erste „Straße“ über den Kesselberg gebaut. Damals fand Bergbau in diesem Gebiet statt und es entstand dadurch ein reger Fernhandelsweg. Es war die kürzeste Verbindung zwischen dem Münchner und dem Innsbrucker Raum und der weiteren Verbindung über den Brenner nach Oberitalien. Dieser Neubau war eine für Gespanne befahrbare Straße (heute die „alte Kesselbergstraße“).

1500

1525 erste Nachweise von wehrfähigen und gebirgstüchtigen Männern im ehemaligen Klostergericht Benediktbeuern (Benediktbeuern, Bichl, Ried, Kochel a. See, Jachenau) gegen die aufrührerischen Bergknappen von Schwaz.
Dieses Jahr gilt als Gründungsjahr der Antlaß- und Gebirgsschützenkompanie Benediktbeuern-Ried und war um ein Jahr verspätet Anlass zu deren 450-Jahrfeier im Jahr 1976.

1560 stand bereits ein Schulhaus in Benediktbeuern, Bahnhofstr. 54. Ein Neubau in der Prälatenstraße folgte im Jahr 1905.
1974 wurde dann die heutige Grund- und Mittelschule in der Ludlmühlstr. 17 eröffnet.

1600

1606 wird an die Nordostecke der damaligen Klosterkirche eine erste Anastasiakapelle angebaut.

1618 – 1648 dauerte der „Dreißigjährige“ Krieg in Europa. Auslöser war der Prager Fenstersturz.

1623 wird Herzog Maximilian I. Kurfürst und führt dann im „Dreißigjährigen“ Krieg die Katholische Liga.

1632 überfielen und plünderten schwedische Reiter das Kloster. Dabei wurde P. Simon Speer zu Tode gebracht. Er wurde gefoltert und an den Füßen über einem Feuer aufgehängt. Rieder Bauern kümmerten sich um den Schwerverletzten. Er starb an der Stelle des Marterls in der Prälatenstraße.

1634 wütete die Pest im Land. Bichl war davon besonders stark betroffen.

1664 wurde eine wöchentliche Postverbindung von München über Wolfratshausen, Laingruben, Mittenwald und Seefeld nach Innsbruck eröffnet.

1669 – 1679 entstand die heutige barocke Klosteranlage. Dabei leisteten namhafte Künstler dieser Zeit ihren Beitrag, u.a. Kaspar Feichtmeier, Stefan Kessler, Georg Asam, Johann Baptist Zimmermann, Johann Michael Fischer, Ignaz Günther, Johann Michael Feuchtmayer.

1681 wurde die Klosterkirche aus dem Jahr 1490 abgebrochen und dann durch einen barocken Neubau bis ins Jahr 1686 ersetzt.

1683 – 1687 schafft Hans Georg Asam alle Deckenbilder in der neu gebauten Abteikirche. Diesen und weiteren Ausmalungen in der Abteikirche verdankt die Familie Asam ihren Aufstieg und lebt insgesamt 7 Jahre in Benediktbeuern.

1686 am 28. September wird Cosmas Damian Asam in Benediktbeuern geboren.

1695 errichtet Abt Eliland II. Öttl formell die Benediktbeurer Schützenbruderschaft.

1700

Um 1700 lässt Abt Eliland Öttl Klosteruntertanen im Gschwendt siedeln.

1703/1704 verhindert ein vom Abt angeordneter, kaum überwindbarer und mit einheimischen Schützen besetzter Verhau am Walchensee das Vordringen der kaiserlichen Österreichischen Truppen auf diesem Weg nach Bayern.

1704 verhindert das „Kochelseewunder“ das weitere Vordringen der kaiserlichen Österreichischen Truppen in unsere Gegend. Die Mönche und Bewohner von Benediktbeuern flehten besonders um die Fürbitte der Hl. Anastasia – es entwickelte sich ein gewaltiger Föhnsturm und der Kochelsee und das Loisachmoos wurden für die von Westen anrückenden Truppen unpassierbar.

1705 am 25. Dezember versuchten Oberländler Bauern den Sturm auf das durch kaiserliche Österreichische Truppen besetzte München. Doch sie wurden verraten und es kam zu der „Sendlinger Mordweihnacht“.

1708 – 1718 wird der heutige „Meierhof“ neben dem Kloster erbaut. Ausführender Planer und Bauleiter ist Michael Ötschmann.

1716 – 1717 Bau des Triftkanals zwischen Benediktbeuern und Kleinweil zur Verkürzung der Flößereiwege.

1730 sind im Weyerbuch des Klosters 16 klösterliche Weiher aufgeführt.

1732 lässt das Kloster die Bergwälder Laingruben für Nutzungsberechtigte ausmessen.

1751 – 1753 lässt Abt Hohenauer zu Ehren der Hl. Anastasia die heutige Anastasiakapelle als Rokokojuwel errichten.

1776 zerstört ein Hochwasser zwei Loisachbrücken.

1786 kehrt Goethe bei seiner dritten Italienreise in der Tafernwirtschaft in Benediktbeuern ein.

1795 existiert der Nachweis, dass alle Grundstücke im Klostergebiet grundherrschaftlich an dieses gebunden waren.

1796 wird die Pechkohlengrube in Penzberg eröffnet. Die Kohleförderung wurde am 30.09.1966 eingestellt.

1800

1803 erfolgte die Säkularisation, die Aufhebung und Enteignung der Klöster.  Das war auch das Ende des Benediktinerklosters Benediktbeuern. In diesen Wirren wurde auch die weltberühmte „Carmina Burana“ in der Klosterbibliothek entdeckt.

1803 wird die Klosterkirche mit Anastasiakapelle die Pfarrkirche von Laingruben. Die Marienkirche im Friedhof wird abgebrochen. Von dieser wird der Hauptaltar in die Leutasch, die Kanzel nach Kochel und die Orgel nach Sindelsdorf verkauft.

1805 kauft Josef von Utzschneider die ehemaligen Klostergebäude und eröffnet eine Glasfabrikation. In dieser begründete Josef von Fraunhofer von 1807 – 1819 die Astrophysik durch die Entdeckung der nach ihm benannten dunklen Linien im Sonnenspektrum und entwickelte hochwertige achromatische Fernrohre.

1806 wird Bayern Königreich und durch den Sieg Napoleons kam die Grafschaft Tirol zu Bayern.

1808 wird die erste Gemeindeordnung erlassen und alle Häuser nummeriert.

1809 am 17.09. werden bei der Schlacht am Schelmbichl in Kochel 2.000 Tiroler von den Gebirgsschützen zurückgeschlagen.

1818 wurde im Zuge der Verwaltungsreform im Königreich Bayern Laingruben eine selbstständige Gemeinde.

1819 – 1930 sind die Klostergebäude im Besitz des Bayerischen Staates als Fohlenhof, Kaserne, Invalidenheim usw.

1865 Laingruben wird Benediktbeuern

1870 – 1871 Benediktbeurer Bürger sind Beteiligte im Deutsch-Französischen Krieg

1881 Nachweis der ersten Leonhardifahrt in Benediktbeuern

1892 Eröffnung des Krankenhauses, welches 1989 schloss

1893 – 1897 Bau der neuen Kesselbergstraße

1898 Erweiterung der Bahnlinie von Penzberg nach Kochel

1900

1905 erhält die Schützenkompanie Benediktbeuern-Ried eine neue Fahne und eine neue Montur

1913 – 1929 dienen der Meierhof und Teile des Klosters als Staatsgefängnis einer Abteilung des Zuchthauses Straubing

1914 – 1918 forderte der 1. Weltkrieg in Benediktbeuern und Ried 37 Gefallene. Der Sommerkeller diente als Kriegsgefangenenlager.

1930 erwerben die Salesianer die Klosteranlage vom Bayerischen Staat und errichten 1931 eine Theologische Studienanstalt

1933 – 1942 Einquartierung des Reichsarbeitsdienstes im Kloster

1939 – 1945 forderte der 2. Weltkrieg in Benediktbeuern und Ried 159 Gefallene und Vermisste. Auch Zivilisten wurden Opfer des Nationalsozialismus, darunter der damalige Klosterdirektor P. Theodor Hartz

1940 Beginn der Tätigkeit der Don-Bosco-Schwestern in Benediktbeuern

1945 am 22. Februar wird der Bahnhof Bichl bombardiert (23 Tote)

1945 am 1. Mai hissen Einwohner von Benediktbeuern und Bichl die weiße Fahne.
In der Nachkriegszeit fanden mehrere Hundert Heimatvertriebene hier eine neue Heimat. Die Einwohnerzahl wird 1946 mit 2.200 benannt. 1939 waren es 1.662 Einwohner

1946 Erste Ausstellung mit Bildern von Franz Marc im Barocksaal des Klosters nach dem Krieg

1959 Einführung des Gemeindewappens

1962 – 1972 Generalrestaurierung der Pfarrkirche St. Benedikt und der Anastasiakapelle

1965 Einweihung der Marienkirche am Dorfplatz als eine der ersten Kirchen nach dem II. Vatikanischen Konzil

1971 Errichtung der Fachhochschule für Sozialpädagogik

1972 Eröffnung des Alpenwarmbades, Generalsanierung folgte 2014/15

1972 Erhebung der Pfarrkirche St. Benedikt zur Päpstlichen Basilika minor

1975 Benediktbeuern wird staatlich anerkannter Erholungsort

1977 Benediktbeuern erhält ein evangelisches Gemeindehaus

1978 Gründung der Verwaltungsgemeinschaft Benediktbeuern im Zuge der Gebietsreform

1978 Gründung des Don Bosco Clubs als Nachfolgeeinrichtung des Knaben- und später Jugendheimes

1979 am 8. März großer Klosterbrand 

1989 1250jähriges Gründungsjubiläum von Ort und Kloster

1990 entsteht das erste Pflegeheim in den Räumen des ehemaligen Krankenhauses

2000

2009 Erneuerung der großen Benediktusfigur an der Basilika-Außenfassade

2014/2015 Seit dem Wintersemester bietet die Katholischen Stiftungshochschule München den Studiengang Religionspädagogik an

2023 750 Jahre Fronleichnam in Benediktbeuern2023 Neuaufstellung und Einweihung des sechsten Benediktenwand-Kreuzes nach den Jahren 1877, 1897, 1919, 1930 und 1958

2023 am 26. August überfällt ein Jahrhundert-Hagelunwetter Benediktbeuern und beschädigt alle Häuser im Gemeindebereich

2024 Ende der 80jährigen Tätigkeit der Don-Bosco-Schwestern in Benediktbeuern

2025 500-Jahrfeier der Antlaß- und Gebirgsschützenkompanie mit Patronatstag des Bundes der Bayerischen Gebirgsschützen in Benediktbeuern

Vereinsgründungen

1525  Antlaß- und Gebirgsschützenkompanie Benediktbeuern-Ried

1842  Veteranenverein

1873  Freiwillige Feuerwehr

1880  Musikverein

1896  Liederkranz

1903  Gartenbauverein

1910  Trachtenverein „Barmstoana“

1910  Unterstützungsverein in Brandfällen in Benediktbeuern und Umgebung

1923  TSV Benediktbeuern-Bichl,
1924  Abteilung Ski

1927  Bergwacht

1964  Eisclub

1956  Schützenlust Benediktbeuern e. V.

1972  Segelfluggruppe Benediktbeuern

1976  Förderkreis für Brauchtum und Kultur

2000  Beira Maschkera

2003  Verein zur Förderung der Jugendarbeit in Benediktbeuern und Bichl

2005  Trägerverein Kinder- und Jugendarbeit Loisachtal e. V.

2009  Juwel Kloster Benediktbeuern e. V.

2010  Pfötchenhilfe Loisachtal e. V.

2013  Freie Bürgerliste Miteinander e. V.

2013  Zammlebn Nachbarschaftshilfe Benediktbeuern-Bichl

2020  Bund Naturschutz Ortsgruppe Benediktbeuern – Bichl

2022  LET‘S DO MOOR e. V.

Ehrenbürger

Andreas Langenwalter (1829-1914)
30 Jahre Pfarrer, Gründer des Krankenhauses

Dr. Max Grundler (1854-1927)
25 Jahre Krankenhausarzt

Josef Oppacher (1875-1948)
Bürgermeister von 1924 bis 1933

Karl Mindera SDB (1906-1973)
Kirchen- und Kunsthistoriker, Familienforscher

Prof. DDr. Leo Weber SDB (1928-2019)
Kirchen- und Kunsthistoriker

Zur Historie von Benediktbeuern

Das Kloster Benediktbeuern entstand als frühkarolingische Gründung im 8. Jahrhundert. Seine ersten Anfänge sind in ein tiefes Dunkel gehüllt, eine Gründungsurkunde fehlt. Laut Chronisten aus dem 11. Jhd. soll das Kloster Benediktbeuern im Jahre 739 von den adeligen Brüdern Lantfrid, Waldram und Eliland errichtet worden sein. Bischof Bonifatius hat die Kirche wahrscheinlich im Jahr 740 dem hl. Benedikt geweiht. Benediktbeuern gilt somit als ältestes Kloster Oberbayerns. 

In nördliche Richtung siedelten von Beginn an weltliche Untertanen des Klosters, die dessen Ländereien bearbeiteten. Die Entwicklung der Siedlung erfolgte in enger Abhängigkeit von der jeweiligen wirtschaftlichen und kulturellen Kraft des Klosters.

Noch vor dem Jahr 800 vermittelte Karl der Große die Armreliquie des Hl. Benedikt, worauf der Name des Klosters in „Benedictoburanum“ geändert wurde, was soviel heißt wie „Haus oder Kloster, das in besonderer Weise dem Hl. Benedikt geweiht ist“.

Schon zur Karolingerzeit verfügte das Kloster über eine bedeutende Schreibstube. Die erste große Blütezeit wurde durch die Überfälle der Ungarn 955 beendet. Das Kloster war zerstört und fast alle Mönche kamen ums Leben.

Mit Unterstützung des Hl. Ulrich von Augsburg erfolgte der Wiederaufbau. 1031 besiedelte Kaiser Konrad II. das Kloster mit Benediktinern aus Tegernsee. An ihrer Spitze stand der Reformabt Ellinger, der die Observanz der benediktinischen Regel wiedereinführte und die Klosterschule neu gründete.

Mehrere Familien aus dem Bereich der weltlichen Siedlung machten sich 1048 unter Führung von wegekundigen Mönchen auf den Weg über die Alpen, um einer Hungersnot zu entkommen. Sie siedelten sich auf den Hochflächen der Lessinischen Berge zwischen Rovereto und Verona an und wurden als „Cimbri“, also „Zimbern“ bezeichnet. Zimbrisch, das viele Verbindungen zur bayerischen Sprache vergangener Jahrhunderte aufweist, ist heute allerdings nur noch im kleinen Dorf Lusern lebendig.

1160 wird die weltliche Siedlung erstmals urkundlich mit dem Namen „Laingreb“, woraus sich „Laingruben“ entwickelte, erwähnt. Sie bestand aus 21 Gehöften. Es kamen die Klostervorwerke Häusern und Straßberg hinzu. Auch die Jachenau und das Walchenseegebiet wurden um diese Zeit vom Kloster aus besiedelt.

Unter Abt Walther (1138-1168) begann eine neue Blütezeit mit Goldschmiedekunst und Buchmalerei. 1250 umfasste die Klosterbibliothek etwa 250 Handschriften.

Ein Großbrand im Jahre 1248 verursachte schwere Schäden. Andere Klöster halfen beim Wiederaufbau. Abt Ortolf II. erhielt 1275 die Erhebung in den Reichsfürstenstand und zwei Jahre später vom Papst das Pontifikalrecht. Unter Ludwig dem Bayern wurde die Rechtsstellung des Klosters gemindert. Das Klostergericht konnte seine relative Selbständigkeit halten. 1490 fielen die zentralen Klostergebäude abermals einem Großbrand zum Opfer.

Mit dem Bau der Kesselbergstraße von 1492-1495 entwickelte sich ein reger Fracht- und Reiseverkehr, dessen Auswirkungen sowohl für das Kloster als auch für den Ort von Bedeutung waren.

Während des Dreißigjährigen Krieges überfielen 1632 schwedische Reiter das Kloster. Sie quälten Pater Simon Speer (siehe Gedenkkreuz Ecke Prälatenstr./Klosterfeldstr.) zu Tode.

Ab 1669 begann mit dem Umbau des Konventvierecks eine weitere bedeutende Bau- und Kulturepoche. Es entstand die barocke Klosteranlage, an der die bedeutendsten Künstler jener Zeit wie Caspar Feichtmayr, Johann Baptist Zimmermann, Johann Michael Fischer, Ignaz Günther und Johann Michael Feuchtmayer beteiligt waren. Von 1681-1686 wurde die neue Abteikirche und heutige Basilika im Hochbarock mit den herrlichen Deckenfresken von Georg Asam erbaut. Sein Sohn Cosmas Damian Asam, bedeutendster Freskenmaler Süddeutschlands, wurde 1686 in Benediktbeuern geboren und getauft. Es entstanden weitere repräsentative Gebäude, der landwirtschaftlich genutzte Maierhof und auch die separate Bibliothek im Konventgarten. 1751-1753 folgte mit der Anastasiakapelle ein Rokokojuwel.

Das Knabengymnasium mit anfangs musischem Schwerpunkt wurde neu eröffnet. Pater Karl Meichelbeck zeichnete sich als Historiker aus. Das Kloster war ein wichtiger Ort des geistigen Lebens und der Bildung.

1786 stattete Johann Wolfgang von Goethe Benediktbeuern einen Besuch ab. Während seiner dritten Italienreise kehrte er in der Raststation, dem heutigen Gasthof zur Post, ein und schrieb in sein Tagebuch: „Benediktbeuern liegt köstlich und überrascht bei seinem Anblick.“ Ein Fresko an der Westfassade des Gasthofes erinnert noch heute an dieses Ereignis.

Gegenüber der ehemaligen Taverne und Raststation findet man den bereits um 1500 urkundlich erwähnten „Clostercramer“ im italienischen Renaissancestil, der seit jener Zeit ununterbrochen einen Laden beherbergt.

Die Verwaltung des klösterlichen Hoheitsgebietes, das von Schönrain im Norden bis kurz vor Wallgau im Süden, von Sindelsdorf im Westen bis Stallau im Osten reichte, leitete ein weltlicher Klosterrichter mit juristischer Bildung im Namen des Abtes. Amtssitz war das Richterhaus, der heutige Pfarrhof am Dorfplatz.

1803 beendete die gewaltsame Säkularisation die Tätigkeit der Benediktiner. Das Klosterland wurde gänzlich aufgelöst. Die Gebäude blieben größtenteils erhalten. Die Pfarrkirche, die im Friedhof stand, wurde abgerissen und die ehemalige Klosterkirche zur neuen Pfarrkirche erklärt. Rund 40.000 Bände der Klosterbücherei, auch wertvolle Handschriften des 8. bis 14. Jahrhunderts, kamen in die bayerische Staatsbibiliothek. Bei dieser Gelegenheit entdeckte man die berühmte Carmina Burana, die größte Sammlung weltlicher und geistlicher Lieder des Mittelalters in Europa.

Joseph von Utzschneider erwarb die Klostergebäude und errichtete 1805 mit Georg von Reichenbach eine moderne optische Glasfabrikation. 1807-1819 arbeitete Joseph von Fraunhofer im optischen Institut. Er stellte Geräte zur Landvermessung, aber auch Fernrohre und Mikroskope her. Während seiner Zeit in Benediktbeuern erzeugte er eine bis dahin nicht bekannte Glasqualität und entdeckte dunkle Linien im Sonnenspektrum - die nach ihm benannten „Fraunhoferschen Linien“.

Ab 1819 befanden sich die ehemaligen Klostergebäude in Staatsbesitz und dienten u. a. als Kaserne, Fohlenhof, Invalidenheim, Genesungsheim und Gefängnis.

1865 änderte der Ort seinen Namen von Laingruben in Benediktbeuern.

1930 erwarben die Salesianer Don Boscos das Kloster und richteten eine philosophisch-theologische Hochschule für den eigenen Ordensnachwuchs ein. Während des Zweiten Weltkrieges waren dort eine Heeresverwaltungsschule und später ein Lazarett untergebracht. Nach dem Krieg entwickelten die Salesianer ihr Kloster zu einem Zentrum religiöser Bildung, Wissenschaft und Erziehung und wenden sich mit zahlreichen Einrichtungen im Sinne ihres Ordensgründers speziell an junge Menschen.

Papst Paul VI. erhob die ehemalige Abteikirche und jetzige Pfarrkirche 1973 zur päpstlichen Basilika minor.

Das Wappen

Das seit 1959 bestehende Ortswappen zeigt zwei schräg gekreuzte, goldene Abtstäbe auf rotem Hintergrund, auf die eine silberne Kielfeder aufgelegt ist. Die Abtstäbe stehen symbolisch für das ehemalige Doppelkloster Benediktbeuern, ein Männer- und ein Frauenkloster. Die Feder soll an die einst bedeutende Buchmalerei- und Schreibstube des Stifts erinnern.