Benediktusweg: Station 4

Bachlauf - DIE BALANCE ZWISCHEN RUHE UND BEWEGUNG

In seiner Regel entwarf Benedikt eine ganz klare Tagesstruktur für die mönchische Gemeinschaft. In 13 Kapiteln widmete er sich dem gemeinsamen Gebet. Sehr detailliert legte er fest, wann, wie häufig und wie lange die Gebetszeiten stattzufinden haben. Und unterschied dabei nicht nur zwischen Werk-, Sonn- und Feiertagen, sondern auch zwischen Sommer- und Winterphasen. Ebenso akribisch beschäftigte er sich mit der Festlegung der Mahlzeiten. Auch die Arbeitsphasen sind in der Regel Benedikts klar definiert. Das ganze gemeinschaftliche Leben sollte nach einem festen Schema ablaufen.

Für uns Menschen des 21. Jahrhunderts mag eine solch engmaschige Struktur einengend erscheinen, aber die Botschaft des heilige Benedikt ist eindeutig und heute aktueller denn je: Alles sollte zur rechten Zeit und in ausgewogenem Maß erfolgen.

Wer heute als Gast einige Tage im Kloster verbringt, wird feststellen, dass das Leben dort nach wie vor durch einen klar strukturierten Tagesablauf geprägt ist. Und wer sich diesem Rhythmus anvertraut, merkt sehr bald, dass er eine ungemein heilsame Wirkung hat. Dieses System verhindert, dass man sich in eine Arbeit verrennt. Denn man muss sie zu vorgegebenen Zeiten unterbrechen, sich mit anderen Dingen beschäftigen, gewinnt dadurch Abstand und oft auch eine andere Perspektive.

Auch eine weitere Erfahrung kann man machen: Wenn die Zeit für eine bestimmte Arbeit klar begrenzt ist, schafft man seine Aufgaben oft rascher, als wenn man unbegrenzte Zeit zur Verfügung hat und Gefahr laufen kann, sich zu verzetteln. Gleiches gilt auch für Zeiten der Muße und Entspannung. Sie sind wichtig, um auftanken zu können. Aber im Übermaß können sie zu Trägheit und sowohl körperlicher als auch geistiger Unbeweglichkeit verleiten.

Natürlich können wir Menschen außerhalb der Klostermauern die monastische Tagesstruktur nicht eins zu eins in unsere Welt übertragen. Aber wichtige Impulse können wir durchaus übernehmen: „...doch geschehe auch dies immer maßvoll und überlegt.“ (Regel Benedikt, Kap. 70, 5)

Dr. Petra Altmann
www.dr-petra-altmann.de