Benediktusweg: Station 2
Interkultureller Gemeinschaftsgarten - OFFENHEIT GEGENÜBER FREMDEN
Der Begriff „Fremder“ drückt zunächst einmal Distanz aus. Ein Fremder ist eine unbekannte Person. Man weiß nicht, was von ihr zu erwarten ist. Ihr Verhalten könnte auf uns „befremdlich“ wirken, deshalb sind wir versucht, uns zunächst einmal bedeckt zu halten. Für den Ordensvater Benedikt war es jedoch nicht nur selbstverständlich, Fremde aufzunehmen und sie möglicherweise auch über einen längeren Zeitraum zu beherbergen. Er ermahnte sogar, auf die Hinweise von Fremden besonders zu achten: „Sollte er (der Fremde) in Demut und Liebe eine begründete Kritik äußern oder auf etwas aufmerksam machen, so erwäge der Abt klug, ob der Herr ihn nicht vielleicht gerade deshalb geschickt hat.“ (Regel Benedikt, Kap. 61, 4)
Man muss sich immer vor Augen halten, dass Benedikt seine Regel im 6. nachchristlichen Jahrhundert geschrieben hat. Den Begriff der „Globalisierung“ gab es damals noch nicht, dennoch wird sie seit Jahrhunderten im kleinen Kosmos der Klöster praktiziert. Dort sind immer wieder Gäste aus den Missionsgebieten zu Besuch. Ausländische Mitschwestern oder –brüder kommen manchmal für eine längere Zeit in ein deutsches Kloster, um dort mit zu leben und zu arbeiten. Dies kann nur mit gegenseitiger Wertschätzung funktionieren. Indem man beispielsweise die Sitten und Gebräuche ausländischer Mitmenschen achtet, auch wenn sie für uns auf den ersten Blick nicht nachvollziehbar sind.
So, wie wir in der Fremde aufgenommen werden möchten, sollten wir selbst auch in unserem Land Fremden begegnen. Denn Gastfreundschaft ist keine Einbahnstraße.
Dr. Petra Altmann
www.dr-petra-altmann.de