Benediktusweg: Station 11
Der Friedhof - FRIEDEN FINDEN
Wer schon einmal an einer gemeinsamen Gebetszeit oder einem Gottesdienst im Kloster teilgenommen hat, wird erlebt haben, dass am Ende derer gedacht wird, die nicht im Kreis der Betenden anwesend sind. Das können sowohl Mitbrüder bzw. –schwestern auf Reisen oder dem Kloster verbundene Laien als auch Verstorbene sein, an die man auf diese Weise erinnert. Manchmal sind die erwähnten Personen krank und erbitten ein besonderes Gebet, manchmal steht jemandem an diesem Tag eine Prüfung bevor oder es handelt sich um den Todestag eines Mitbruders oder einer Mitschwester. Hin und wieder ist die Liste derer, die da am Ende des Gottesdienstes oder einer Gebetszeit verlesen wird, sehr lang. Es werden dabei beispielsweise auch Ordensmitglieder erwähnt, die bereits lange verstorben sind. Aber so werden sie den Anwesenden immer wieder in Erinnerung gerufen.
Benedikt war es wichtig, dass täglich auch an diejenigen erinnert werden sollte, die nicht anwesend sein konnten: „Beim letzten Gebet des Gottesdienstes wird immer aller Abwesenden gedacht.“ (Regel Benedikt, Kap. 67, 2). Es schafft Verbindung und Trost, wenn man weiß, dass sich zu bestimmter Stunde Menschen versammeln und für einen beten. Dies spüren nicht nur diejenigen, die sich für ein Leben im Kloster entschieden haben. Es bedeutet für viele Menschen, die einem Kloster verbunden sind, eine große Stärkung und erfüllt sie mit Frieden, wenn sie wissen, dass die Klostergemeinschaft für sie betet – auch nach dem Tod. Dieses klösterliche Prinzip kann man auch in unserem Alltag aufgreifen und eines lieben Menschen gedenken, der gerade nicht anwesend oder vielleicht auch bereits verstorben ist. Denn der Faden bleibt auch über den Tod hinaus erhalten. Dies hat etwas ungemein Tröstliches und kann Abschiedsschmerz lindern.
Dr. Petra Altmann
www.dr-petra-altmann.de