Benediktusweg: Station 10

Der Kräutergarten - SORGE FÜR DIE KRANKEN

Zu fast jedem Kloster gehört ein Garten. Zwar verfügen nur noch die wenigsten Ordenshäuser über ein großes Gartenareal mit Kräuter-, Obst- und Gemüseanbau, wie es der St. Galler Klosterplan von 820 vorsah, eine Vorlage für den Bau eines idealen Klosters. Aber eine Grünfläche gibt es so gut wie immer, auch wenn sich das Kloster in der Stadt befindet. Manchmal ist man überrascht, wenn man hinter die Klostermauern schaut. Mitten in einer westdeutschen Großstadt befindet sich beispielsweise ein Benediktinerinnenkonvent, der im Garten hinter dem Haus nicht nur Obst und Gemüse zieht, sondern auch Schweine und Kühe beherbergt.

Dem Ordensvater Benedikt lag die Betreuung der Schwachen und Kranken am Herzen: „…denn nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken“. (Regel Benedikt, Kap. 27, 1) Die berühmte Benediktinerin Hildegard von Bingen (1098-1179) wusste um die Bedeutung der „viriditas“, der Grünkraft, als Energiespender für Körper, Geist und Seele. Sie riet den Menschen, sich regelmäßig in der Natur aufzuhalten, da sie sonst Gefahr liefen zu erkranken. Die große Heilkundlerin des Mittelalters nutzte die Gaben der Natur, um Menschen zu kurieren. Sie hat Ratschläge, die wir uns auch knapp 850 Jahre nach Ihrem Tod zu Herzen nehmen können. Die „Grünkraft“ ist nach ihrer Erfahrung eines der wesentlichen Elemente für ein gesundes Leben: „Das Werk des Wortes aber ist das Grün, und es gäbe kein Grün, wenn es nicht vom Feuer und der Wärme gehalten würde; und jegliches Geschöpf wäre trostlos und verlassen und würde zerteilt werden und zusammenfallen, wenn es kein Grün hätte.“ (Wisse die Wege, Frankfurt a. M., S. 62)

Hildegard empfiehlt zur Stärkung der Seele den regelmäßigen Aufenthalt in der Natur. Das Wachsen und Gedeihen gerade im Frühling gibt uns Kraft und Hoffnung. Die Menschen sollten sich nach dem Vorschlag Hildegards die „Natur im Kleinen“ in die eigenen vier Wände holen: Blumensträuße, Balkonpflanzen, Kräutertöpfe für die Küche beispielsweise.

Dr. Petra Altmann
www.dr-petra-altmann.de